Krakovez ist ein kleines Dorf kurz hinter der polnisch-ukrainischen Grenze, ca. 90 km westlich von Lviv/Lemberg. Hier gibt es ein Internat, in dem etwa 60 Kinder und Jugendliche aus der gesamten Region untergebracht sind, dort zur Schule gehen oder eine Ausbildung erhalten. Dieses Internat ist eine kommunale Einrichtung, die staatlich finanziert wird, aber leider wurde in den vergangen Jahren nur wenig in den Erhalt der Bausubstanz investiert oder gar modernisiert.
Das Gebäude stammt aus einer Zeit, als diese Gegend noch Galizien hieß und zur österreich-ungarischen Monarchie gehörte, ist also mehr als hundert Jahre alt. Es ist ein solides zweistöckiges Gebäude mit Unterrichtsräumen, Schlafsälen, Küche, Sanitäranlagen und diversen Büros und Funktionsräumen.
Im April 2017 vergaben wir den Bauauftrag für die Komplettrenovierung des Daches an eine ukrainische Baufirma. Parallel dazu finanzierte eine niederländische NGO die Sanierung der Fassaden.
Im Juni 2021, nach fast zwei Jahren Pause wegen der Pandemie, gingen wir das nächste Bauprojekt an – die Sanierung der Sanitärtrakte für Mädchen und Jungen. Wir mussten eine Baufirma finden, die in der Lage war, diese umfangreichen Arbeiten während der Sommerferien auszuführen, denn mit Beginn des neuen Schuljahres am 1. September mussten die Sanitäranlagen unbedingt fertig sein.
Bevor die Bauarbeiten aber starten konnten, mussten noch Leistungsinhalte festgelegt, Finanzierungspläne abgestimmt und Verträge unterschrieben werden. Erst in der zweiten Julihälfte begannen die Arbeiten, aber dann ging es Schlag auf Schlag. Fast in Echtzeit erhielten wir immer die neuesten Bilder von der Baustelle, die zuerst wie ein Schlachtfeld aussah, weil auch wirklich alles herausgerissen wurde – von den Waschbecken über die Rohrleitungen bis zu den Zwischenwänden. LKW-weise wurde der Bauschutt abgefahren, dann begannen die Verlegearbeiten der neuen Medien (Wasser, Strom), dem folgten die Zementierung des Fußbodens und die Maurerarbeiten an den Wänden – alles noch Rohbau und grau-in-grau – aber dann wurde es bunt! Und das hat selbst uns überrascht, welch gewagtes und herrlich-buntes Fliesenmuster man sich in Krakovez ausgesucht hatte, um die Sanitäranlagen nicht wie einen sterilen Ort, sondern wie die Räumlichkeiten eines Hauses für Kinder und Jugendliche aussehen zu lassen.
Wir besuchen das Internat mindestens zwei Mal im Jahr, einerseits, um unsere Bauprojekte zu organisieren, aber wir nehmen uns auch gern Zeit für die Kinder, um sie und ihre Lebensverhältnisse besser kennen zu lernen, Geschenke zu verteilen und mit ihnen zu spielen. Das Internat mit seinen Kindern, der engagierten Leiterin Natalja und ihren Mitarbeitern ist uns mittlerweile so sehr ans Herz gewachsen, dass wir die Entwicklung des Hauses noch lange Zeit – hoffentlich zum Positiven – begleiten werden.